DIE ZUNGE IST DAS SPIEGELBILD DEINES KÖRPERS
„Zeig mir Deine Zunge und ich sag´ Dir, wie es Deinem Körper geht“! Man mag es kaum glauben, aber das geht.
Unsere Zunge sagt uns viel über unseren Körper, ob wir bei bester Gesundheit sind, oder ob wir gerade irgendwo Schwachstellen haben. Daher ist in der Traditionellen Chinesischen Medizin das Betrachten der Zunge, neben dem Pulstasten, ein Teil der Diagnostik und ein sehr wichtiges Untersuchungskriterium.
In diesem Artikel geht es darum, was man alles auf der Zunge sehen kann und wie die TCM diese Informationen übersetzt.
ORGANBEREICHE AUF DER ZUNGE
So wie die Zunge aussieht, so sieht es im Körper aus
Nach dem Denken der TCM ist unsere Zunge über die Meridiane, den sogenannten Energie-Leitbahnen, mit allen inneren Organen verbunden. Jedes für die TCM relevante Organ, besser bezeichnet als Funktionskreis, ist einem bestimmten Abschnitt auf der Zunge zugeordnet:
- Vorderste Zungenspitze: Herz
- Hintere Zungenspitze: Lunge
- Zungenmitte: Milz + Magen
- Linker Zungenrand: Leber
- Rechter Zungenrand: Gallenblase
- Zungengrund: Niere + Dickdarm
Die fünf Aspekte
Zur Beurteilung einer Zunge wird auf folgende Aspekte geachtet:
- Vitalität der Zunge
- Zungenkörper: Form, Oberfläche, Bewegungen
- Farbe des Zungenkörpers
- Zungenbelag
- Feuchtigkeit der Zunge
GESUNDE ZUNGE - GESUNDER KÖRPER
Kriterien bei der Betrachtung
Du wirst dich jetzt sicherlich fragen, wie du eine gesunde Zunge erkennst? Die oben genannten Aspekte zeigen sich bei einer normalen Zunge wie folgt:
- Vitalität: Zunge ist vital und pulsierend
- Farbe: blassrot – die Zunge wird ausreichend mit Blut aus dem Herzen und mit Flüssigkeiten aus dem Magen versorgt, gute Funktion der Milz
- Zungenkörper: elastisch, ohne Risse, ist beim Herausstrecken ganz ruhig, ohne zu zittern, weder geschwollen noch dünn
- Zungenbelag: dünn, leicht weiß – spiegelt eine gesunde Verdauung wider
- Feuchtigkeit: etwas feucht – Zeichen für gute Funktion des Magens
Zungenfarbe
Die Farbe der Zunge zeigt, wie gut Qi, Blut und Körperflüssigkeiten im Körper zirkulieren, dadurch erhält man Informationen über den Zustand von Yin und Yang. Eine blasse Zunge kann ein Hinweis auf einen Blut-Mangel oder auf einen Yang-Qi-Mangel sein.
Ist die Zunge zudem noch nass, zeigt dies einen Milz-Qi- oder Milz-Yang-Mangel an. Die Flüssigkeiten werden in der Milz nicht mehr umgewandelt und weitergeleitet, was zu einer Ansammlung von Nässe auf der Zungenoberfläche führt.
Eine zusätzliche Schwellung der Zunge deutet auf einen Yang-Mangel hin, der eventuell den Funktionskreis der Niere beeinflusst und somit das Energiezentrum schwächt. Eine blasse, geschwollene Zunge mit einem klebrigen Belag zeigt eine Schleimbildung im Körper an. Ist die Zunge blass und trocken ist dies oft ein Anzeichen für eine Blut-Leere, dies kann aber auch ein Hinweis für einen Yang-Mangel sein. Entscheidend für die Diagnose sind die anderen vorhandenen Beschwerden.
Eine rote Zunge ist immer ein Hinweis für eine Dysbalance im Körper. Die rote Färbung ist ein Zeichen für Hitze, sei es durch Erhöhung der Körpertemperatur, eine Entzündung oder einen Flüssigkeitsmangel. Für eine Hitzeentstehung gibt es verschiedene Ursachen. Ist speziell die Zungenspitze rot, ist dies häufig ein Zeichen für Herzfeuer. Je dunkler die Spitze, desto schwerwiegender der Zustand, oft sind es emotionale Probleme, die lange Zeit unterdrückt wurden. Dadurch wird das Qi, unsere Lebensenergie, unterdrückt und es kommt wiederum zur Hitzebildung. Häufige Beschwerden sind dann innere Unruhe, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit und Druckgefühl in der Brust. Sind die Zungenränder gerötet, zeigt dies meist ein aufsteigendes Leber-Yang bzw. eine Leber-Qi-Stagnation. Auch hier sind oftmals unterdrückte Emotionen die Auslöser. Ein rotes Zungenzentrum ist bei einem sonst unauffälligen Zungenkörper ein Hinweis auf Hitze im Magen. Ist dieser Bereich zusätzlich geschält, kann man auf eine Magen-Yin-Leere schließen. Da der Magen die Quelle aller Flüssigkeiten ist, zeigt die Yin-Leere eine Erschöpfung aller Flüssigkeiten mit der damit verbundenen Trockenheit. Ein alleinig roter Zungengrund kommt normalerweise nicht vor. Der Zungengrund steht in Verbindung mit dem Funktionskreis der Niere und ist bei einer Rötung ein Zeichen für einen Nieren-Yin-Mangel. Dabei ist dann schnell die gesamte Zunge gerötet und geschält.
Zungenbelag
Eine gesunde Zunge hat immer etwas Belag. Er ist ein natürliches Produkt der Verdauungsfunktion des Magens. Der Zungenbelag gibt den Zustand der Körpersäfte wieder, ob sie wie gewünscht dünnflüssig sind oder eher eingedickt und verschmutzt, was für Feuchtigkeit und Schleim sprechen würde. Der normale Belag ist weiß, dünn, etwas feucht und verwurzelt, wie Gras, das aus dem Boden wächst. Ist der Belag eher dick, zeigt dies, dass zu viel trübe Feuchtigkeit vom Magen nach oben transportiert wird. Ein zu dünner oder gar fehlender Belag zeigt eine starke Beeinträchtigung der Verdauungsfunktion des Magens.
Der physiologische Zungenbelag ist wie folgt verteilt:
- Dünnster Belag: an der Spitze und an den Zungenrändern
- Etwas dickerer Belag: im Zentrum
- Noch dickerer Belag: am Zungengrund
Der Belag spiegelt zum einen den Zustand von Organen wie Magen, Milz und Niere wider, zum anderen zeigt er, wenn pathogene Faktoren eingedrungen sind. Anhand des Belags kann man kurzfristige Veränderungen feststellen, während der Zungenkörper auf langfristige Erscheinungen hinweist.
Pathogene Faktoren
Gesundheitsschädigende „Eindringlinge“ verändern den Zungenbelag:
- Weißer Belag, meist im vorderen Zungendrittel, eher nass = Wind-Kälte
- Gelber, evtl. auch zu trockener Belag, meist im vorderen Viertel, bei Kindern auch mit roten Punkten = Wind-Hitze
- Dicker, weißer Belag = Kälte
- Dünner, gelber, trockener Belag = Hitze
- Viel Belag, feucht und weiß = Feuchtigkeit
Durch die Lokalisation des Belages auf der Zunge erfährt man, wo der pathogene Faktor sich befindet. Auch das Fehlen des Zungenbelages an bestimmten Stellen lässt Rückschlüsse ziehen. Es zeigt in welchem Funktionskreis die Dysbalance vorliegt.
Beschaffenheit des Belags
Folgende Kriterien werden unterschieden:
- Wurzelloser Belag: Störung von Milz und Niere
- Fehlender Belag: Yin-Mangel
- Dicke des Belags: gibt die Stärke des pathogenen Faktors an
- Von dünnem zu dickem Belag: Verschlechterung des Zustandes
- Von dickem zu dünnem Belag: langsame Verbesserung
- Belag, der plötzlich verschwindet: akute Verschlechterung
- Weißer Belag: äußere Kälte, innere Kälte oder Ausdruck einer Schwächung von Lunge/Dickdarm
- Gelber Belag: Hitzeentstehung, oftmals bei Erkrankungen des Magens
- Grauer Belag: Hinweis auf innere Erkrankung
- Schwarzer Belag: bei langem Krankheitsverlauf
Risse in der Zunge
Risse können einen Mangel an Substanz – also an Yin- darstellen. Zudem können sie durch Trockenheit, einen sogenannten Säfte-Mangel entstehen, häufig in Kombination mit innerer Hitze. Je tiefer die Risse in der Zunge sind, desto stärker und länger anhaltend ist der Mangelzustand. Zu beachten ist, dass ältere Menschen häufig Risse aufgrund des natürlichen Alterungsprozesses aufzeigen.
Vorgehensweise beim Betrachten der Zunge
Bei der Betrachtung ist es wichtig, dass die Zunge langsam und entspannt herausgestreckt wird. Da es schwer möglich ist, alle Kriterien gleichzeitig wahrzunehmen, empfiehlt es sich, jedes Kriterium einzeln und nacheinander zu beurteilen:
- Allgemeiner Zustand
- Farbe
- Form
- Belag
Vor einer Zungendiagnose ist es ratsam, drei Stunden vorher keinen Kaffee oder schwarzen Tee zu trinken, weil dadurch sich ein unnatürlicher Belag bildet, der die Diagnose erschwert und ggf. verfälscht. Das morgendliche Schaben der Zunge am gleichen Tag ist ebenfalls kontraproduktiv. Auf stark färbende Nahrungsmittel sollte an dem Tag der Diagnose verzichtet werden.
Ständige Reflektion
Die Zunge verändert sich nicht nur, wenn im Körper Dysbalancen entstanden sind. Sie reflektiert auch, wenn sich Organe wieder erholt haben und es uns gesundheitlich besser geht. Fotografiert man die Zunge vor, während und nach einer Behandlung, so kann man genau beobachten, wie sich das Zungenbild nach und nach verändert. Damit verbunden verbessert sich auch der Gesundheitszustand der Person.
Hast du dir schon mal Deine Zunge genau angeschaut? Noch nicht? Dann schnell vor einen Spiegel und schön die Zunge rausstrecken 😉
Wenn du an einer fachkundigen Zungenbetrachtung interessiert bist und du mit meiner Unterstützung und dem Wissen der TCM dein Wohlbefinden steigern möchtest, dann schreibe mir gerne eine E-Mail.
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(Quellenangabe: Bilder von Canva)